Die „Bürgerstiftung Rohrmeisterei Schwerte“ macht es vor: Gemeinnütziges Engagement lässt sich mit unternehmerischem Denken und Handeln verknüpfen und macht sich so unabhängig von städtischen Zuschüssen. Kulturförderung, Denkmalpflege, Naturschutz und Stadtentwicklung gehören zum Repertoire der Rohrmeisterei. Finanziert wird alles durch die renommierte Gastronomie, die in dem vormals industriell genutzten Gebäude der Rohrmeisterei beherbergt ist. Ein Modell mit Vorzeigecharakter, auch für andere Projekte und Initiativen. Ein Ortsbesuch bei einem ganz besonderen Kulturprojekt am Rande des Ruhrgebiets.
„Laufenlassen der Motoren verboten“ steht in großen Lettern als Überbleibsel aus industriellen Zeiten hoch oben an der Wand. Graffitis, überquellende Pinnwände, einen Sperrmüll-Möbelmix oder andere Trash-Trödel-Accessoires autonomer Kulturzentren sucht man hier allerdings vergebens. Dafür gibt es ein hochpreisiges Feinschmeckerlokal im Glaskasten, ein Bistro, einen Bühnensaal mit modernster Licht- und Tontechnik, in dem 650 Besucher Platz finden und eine funkelnagelneue, chromglänzende Küche, deren Bau gerade sagenhafte 1 Million Euro gekostet hat. Und doch: Es handelt sich um eine Immovielie. Ein „Haus für Alle im Ruhrtal“, nennt es Geschäftsführer Tobias Bäcker.
Die Rohrmeisterei ist ein gemeinnütziges Kultur- und Bürgerzentrum in einem sanierten Industriedenkmal – inzwischen bekannt weit über die kleine Kommune hinaus. Ruhrpott-Kabarettist Herbert Knebel tritt hier ebenso auf wie die Scorpions, nur Grönemeyer könnte eine Nummer zu groß sein. Aber ist das noch gemeinnützige Kulturarbeit? Sehr wohl, weil sie das Rückgrat dafür bildet, dass Schwerter Vereine und Kulturschaffende die Räume für ihre Veranstaltungen mietfrei nutzen. Mit hauseigenen Projekten kommen so jährlich 150 Veranstaltungen zustande. Träger und Besitzer dieser Räume ist seit 2001 die Bürgerstiftung Rohrmeisterei, die keinerlei städtische Zuschüsse erhält, aber im gleichen Gebäude auch eine kommerzielle Gastronomie und einen Cateringservice betreibt und auch Hochzeiten oder Firmenevents ausrichtet. Mit den Überschüssen wird der – defizitäre – Kulturbetrieb subventioniert. Damit ist die Bürgerstiftung ein bundesweit einzigartiges Modellprojekt mit Vorzeigecharakter.
Dem heute erfolgreichen Konzept liegt eine turbulente Entstehungsgeschichte zugrunde. Denn anfangs – im Jahr 1999 – startete das Bürger- und Kulturzentrum unter großem improvisatorischem Aufwand in dem maroden Gebäude der alten Rohrmeisterei, in der bis zum Jahr 1976 ein Trinkwasserpumpwerk betrieben wurde.
Zwei Vereine – der Kunstverein Schwerte und der Jugendtheaterverein 5,4 – kaperten damals das marode Gebäude. Die Kulturinitiative wurde dann durch einen Mietvertrag mit der Stadt Schwerte, verhandelt direkt mit dem neuen Bürgermeister, ermöglicht. „Erstmal ins Machen kommen. Nicht so viel über Risiken nachdenken. Strukturen kommen später“, so Tobias Bäcker zu den Anfängen in dem historischen Gebäude. Zwei Jahre später wurde dann die Stiftung gegründet, um das Gebäude per Erbbauvertrag von der Stadt zu übernehmen und einen Förderantrag beim Land NRW zu stellen. Durch den Zuschuss zum Umbau und der Sanierung des Gebäudes vom Förderprogramm „Initiative ergreifen“ konnte die Neueröffnung mit Wiederaufnahme des Kulturbetriebes 2003 gefeiert werden.
Die Rohrmeisterei bildet die Verbindungsbrücke zwischen dem Zentrum der Stadt Schwerte und der Ruhr. Das beeindruckende, unter Denkmalschutz stehende historische Gebäude bietet heute Raum für viele Veranstaltungen und Besucher. Das rote Ziegelmauerwerk mit verziertem Gesims und Relief im Wandaufbau, die Rundbögen, ein Tonnengewölbe und gusseiserne Sprossenfenster wurden im Laufe der Jahre liebevoll saniert und wiederhergerichtet.
Neben den Räumlichkeiten des alten Industriedenkmals gehört zur Rohrmeisterei noch eine Turnhalle, die als Studiotheater und Probebühne für Kinder- und Jugendtheater dient und Räume für Vereine und Initiativen aus der Stadt bietet. Zwischen Rohrmeisterei und Ruhr wurde 2010 der Landschaftspark mit Kunstwerken eröffnet. Er bietet viel Platz für Freilichtveranstaltungen, einen Skatepark und kulturelle Events und ist zu einem beliebten Treffpunkt und Erholungsplatz für die Schwerter Bürger geworden.
2015 wurde die neue „Goldküche“ eröffnet, die neben der Rohrmeisterei in einem Anbau untergebracht ist. Es braucht Phantasie, um zu verstehen, wieso sich die Investition von fast 1 Million Euro lohnt und langfristig die Einnahmen sichert. Doch für Tobias Bäcker war das nach 10 Jahren Betrieb des Kulturzentrums der einzig logische Schritt, um langfristig ausreichend Überschüsse aus der Gastronomie für den gemeinnützigen Kulturbetrieb zu sichern. Die „Goldküche“, auch optisch durch die goldfarbene Fassade ein Hingucker, ist zum beliebten Ort von regelmäßigen Küchenpartys und Live Musik geworden.
Die Rohrmeisterei leistet heute einen wichtigen Beitrag zur Kulturförderung in der Region. Das Engagement der Stiftung geht jedoch weit darüber hinaus. Denkmalpflege, Natur- und Landschaftspflege, Stadtentwicklung – aktuell das Engagement im Projekt „Rund um St. Viktor“ der Schwerter Innenstadt – Bildungsförderung und integrative Projekte gehören ebenfalls zum Repertoire der Bürgerstiftung. Auch als Arbeitgeber mit über 50 Arbeitsplätzen und bereits 30 jungen Menschen, die hier ihre Ausbildung absolviert haben, leistet die Rohrmeisterei einen ökonomischen Beitrag für die Entwicklung der Region. Mit jährlich 70.000 Besuchern im Kulturzentrum und 60.000 Gästen in der Gastronomie ist sie mittlerweile eine etablierte Veranstaltungslocation. In der Umgebung der Rohrmeisterei „zwischen Stadt und Fluss“ konnten sich in den letzten Jahren weitere Kultur und Kreativbetriebe ansiedeln.
Auch die Stadt Schwerte profitiert durch das Kulturzentrum und konnte bisher Ausgaben in Höhe von rund 650.000 Euro seit dem Bestehen der Stiftung durch entfallende Unterhaltungskosten für das Denkmal und entfallender Mittel für die Kinder- und Jugendkultur einsparen.
Stillstand gibt es nicht bei der Rohrmeisterei, schon liegen weitere Ausbaupläne für das Gebäude vor: Der Kulturveranstaltungssaal Halle 3 wird um eine Galerie erweitert. Damit kann die Zahl der Zuschauer um 150 Plätze erweitert werden.
„Das Unmögliche wollen und alles Mögliche dafür tun. Dieses Prinzip fließt durch die Adern der Rohrmeisterei, seit sie mit neuem Leben gefüllt wurde“, sagt Moritz Riesewieck, ehemaliger Leiter von Theaterprojekten in der Rohrmeisterei. Ein Motto, das das Team rund um die Bürgerstiftung auch künftig vorantreibt.
Kultur- und Bürgerzentrum Rohrmeisterei Schwerte. Ein Ort für die freie Kulturszene wurde geschaffen und der Betrieb finanziert sich seit mehr als 15 Jahren subventionsfrei selbst.
Denkmalgeschütztes Industriegebäude, ehemaliges Trinkwasserpumpwerk, 1890 gebaut. Seit 1926 war die Werkshalle der Dortmunder Stadtwerke als „Rohrmeisterei“ bekannt. Diese Nutzung endete 1976. Zwischengenutzt von den städt. Betriebshöfen und von Busunternehmen.
Überbaute Fläche: 1.700 qm
Landschaftspark und Grundstück: 1,8 ha
Halle 1 Gastronomie: 350 qm
Halle 2 Foyer: 350 qm
Halle 3 Veranstaltungssaal: 580 qm
Etabliertes Projekt
Die gemeinnützige Bürgerstiftung Rohrmeisterei führt seit 15 Jahren erfolgreich das Kulturzentrum mit einem sich selbst tragenden Finanzierungskonzept im ehemaligen Trinkwasserpumpwerk in Schwerte. Freie Kulturarbeit, unternehmerisches Handeln und lokale Verwurzelung sind die Basis. Der gemeinnützige und subventionsfreie Kulturbetrieb wird von dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb Restaurant finanziert. Das Projekt bleibt inhaltlich, sozial und baulich immer in Bewegung: „Die Arbeitsstruktur und das, was einen antreibt, verändert sich mit wachsender Verantwortung: vom Anfangszauber zum Unternehmer“ (Tobias Bäcker).
Besonders war die Nutzung kurzer Wege, die in einer Kleinstadt einfacher möglich sind; bspw. positive und direkte Entscheidungen durch den Bürgermeister als „Geschäft der laufenden Verwaltung“ ohne Einbeziehung vieler anderer Parteien, wodurch sich Interessenskonflikte vermeiden ließen. Die Stadt überlässt der Stiftung Grundstück und Gebäude im Erbbaurecht.
Der Umbau und die Sanierung des jahrelang leerstehenden Gebäudes sowie die Anschubfinanzierung wurden durch das NRW-Förderprogramm „Initiative ergreifen“ möglich gemacht. Das Coaching durch die Projektkoordinationsagentur war besonders hilfreich.
Erfolg brachte auch das Narrativ des Gelingens: Projekt wurde eine „selbsterfüllende Prophezeiung“ – einerseits durch frühe Ankündigungen, dass es „eh schon so funktioniert“, andererseits durch die Bereitschaft, Risiko einzugehen.
Ebenso hilfreich waren einflussreiche Fürsprecher als „künstlicher Rückenwind“: Planungsprofessoren von vor Ort haben ehrenamtlich das städtebauliche Konzept betreut; das Land NRW hat positive Signale zur Finanzierung gesendet.
Die Initiative hat zunächst sehr viele Veranstaltungen organisiert und dabei eng mit der Verwaltung kooperiert, gerade auch im Bereich Umnutzungsanträge. Dabei handelte es sich zunächst um improvisierte Veranstaltungen nach dem Motto: „Erst mal rein in die Halle, Strukturen kommen später“.
Nicht Konzepte, Workshops, die Suche nach der passenden Rechtsform und Trägerschaft oder der Ruf nach öffentlicher Unterstützung prägten die Anfangsphase, sondern das Machen. Menschen, die sonst in bürgerlichen Strukturen agierten, konnten sich unmittelbar engagieren. Das Machen hat Sehnsüchte nach „MEHR“ geweckt.
Bei aller Offenheit war von Anfang an klar, dass es sich bei dem Kulturzentrum um eine von Bürgern getragene Einrichtung handeln sollte und nicht um ein städtisches Vorhaben. Trotz des zu Beginn auf Improvisation beruhenden Konzepts, stellten sich schnell Erfolge ein.
2002 begann dann der Umbau der maroden Immobilie, der zu 70 Prozent durch das NRW-Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport finanziert wurde. Die verbleibenden 30 Prozent Eigenanteil der Stiftung wurden durch Spenden, Veranstaltungserlöse, Nachlässe von Planern, Eigenleistungen und Patenschaften finanziert.
2003 war der Umbau des Gebäudes fertiggestellt. Der Umsatz, das Team und die Betriebsüberschüsse für Kultur wuchsen in dieser Zeit rasant.
2003 wurde auch der Betrieb der Gastronomie aufgenommen.
2007 wurde eine ehemalige Turnhalle als zusätzliche Räumlichkeit erworben. Sie dient als Studiotheater und Probebühne. Außerdem finden hier Kinder- und Jugendtheater sowie Treffen unterschiedlichster Gruppen aus der Nachbarschaft statt.
2010 wurde der an die Rohrmeisterei angrenzende Landschaftspark eröffnet. Er verbindet das Gebäude mit der Ruhr und bietet jede Menge Raum für Kultur, Natur, Veranstaltungen und macht es zum sozialen Treffpunkt.
In den ersten Jahren bis 2013 reichten die Einnahmen aus dem Geschäftsbetrieb, um die laufenden Kosten für die gemeinnützige Arbeit zu finanzieren, nicht jedoch für Ersatz- und Zukunftsinvestitionen. Die Lösung: Re-Investition des Stiftungskapitals ins eigene Anlagevermögen. In diesem Fall in eine leistungsfähige Küche als Teil des Stiftungsvermögens, um langfristig die Einnahmen der Gastronomie für den defizitären Kulturbetrieb zu sichern.
2014 wurde 1 Million Euro in die neue Stiftungsküche investiert.
2015 konnte die sogenannte „Goldküche“ eröffnet werden.
Baulich kommt in diesem Jahr noch eine große Tribüne in den Veranstaltungssaal, um dort 120 Plätze mehr anbieten zu können.
Auf Grundlage des Bau- und Betriebskostenkonzeptes wurde im Rat einstimmig die Übergabe des Gebäudes im Erbbaurecht (zu einem symbolischen Zins von 1 Euro pro Jahr) beschlossen und gleichzeitig wurden Städtebaufördermittel für den Umbau beantragt.
Das NRW-Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport übernahm im Programm „Initiative ergreifen“ 70 Prozent der Umbaukosten des maroden Gebäudes in Höhe von 4,2 Millionen Euro. Die verbleibenden 30 Prozent (rund 1,2 Millionen Euro) übernahm die Bürgerstiftung als Eigenanteil. Finanziert wurde die Summe durch Spenden, Veranstaltungserlöse, Nachlässe von Planern, Eigenleistungen und Patenschaften.
Die Stadt Schwerte war zwar Antragsteller und Weiterleiter der Förderung, brauchte aber selber keine finanzielle Beteiligung aufzubringen.
Im Jahr 2003 erfolgte seitens der Bürgerstiftung eine weitere Investition in die Gastronomie in Höhe von 0,5 Millionen Euro, die mit einem Darlehen der örtlichen Sparkasse finanziert wurden.
Investitionen in den Landschaftspark (2010): 0,9 Millionen Euro. Diese Maßnahme zum Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010 wurde ebenfalls einmalig vom Land NRW über das Programm „Initiative ergreifen“ gefördert (80 Prozent der Kosten). Der Eigenanteil wurde aus Spenden, einer Kunst-Benefiz-Edition von Rosemarie Trockel sowie einem Beitrag der NRW-Stiftung aufgebracht.
Die Investitionen in die neue Küche (2014/2015), die 1 Million Euro für den Neubau und Einrichtung sind eine Re-Investition des Stiftungskapitals ins eigene Anlagevermögen. In diesem Fall in eine leistungsfähige Küche als Teil des Stiftungsvermögens, um langfristig die Einnahmen der Gastronomie für den defizitären Kulturbetrieb zu sichern. Beteiligt waren außerdem die GLS Bank sowie die Radeberger Gruppe als Brauerei-Partner. Mit dem Küchenbau konnten zudem Sponsoren und Spenden aus der lokalen Wirtschaft sowie weitere Zustifter gewonnen werden. Die neue „Goldküche“, die im April 2015 eröffnet wurde, konnte die Stiftung allein aus Finanzierungshilfen bzw. Sachspenden verschiedenster Firmen, GLS Bankkredit, Brauerei Zuschuss und Re-Investition des Stiftungskapitals ohne zusätzliche Liquiditätsbelastung stemmen.
Einzelheiten zu Erträgen und Aufwendungen im Jahr 2015 finden Sie hier.
Zwei Vereine nutzen ab 1999 das marode Gebäude der Rohrmeisterei für kulturelle Zwecke. Dies wurde durch einen Mietvertrag mit der Eigentümerin Stadt Schwerte ermöglicht.
2001 wurde die Bürgerstiftung Rohrmeisterei Schwerte gegründet. Die Rechtsform der gemeinnützigen Stiftung bürgerlichen Rechts wurde den Anforderungen an den Umbau und Betrieb am ehesten gerecht. Die Gestaltbarkeit der Stiftungssatzung, die schlanken Entscheidungsstrukturen, das Renommee des Stiftungsbegriffs und die steuerrechtlichen Aspekte führten zur gewählten Form. Sie war eine der ersten Bürgerstiftungen in NRW (Satzung als Download unten).
Die Stiftung bekommt das städtische Gebäude im Erbbaurecht überlassen. Im Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Schwerte konnte die Bürgerstiftung einen Erbbauzins in Höhe von einem symbolischen Euro bis zum Jahr 2052 festlegen.
In den NRW Städtebauförderrichtlinien ist im Programm „Initiative ergreifen“ die gemeinnützig kulturelle Nutzung festgeschrieben (Vertrag als Download).
Die Gastronomie erfüllt die Voraussetzungen für einen gemeinnützigen Zweckbetrieb durch Qualifizierungen für Langzeitarbeitslose und Ausbildungsplätze für am Arbeitsmarkt benachteiligte Jugendliche. Insgesamt arbeiten rund 50 fest angestellte Mitarbeiter im Team der Rohrmeisterei.
Eine finanzielle Beteiligung von Unterstützern und Freunden ist in der Bürgerstiftung auf drei Arten möglich:
„Gutes Erleben. Gutes Tun.“ ist der Slogan der Bürgerstiftung. Auf der umfangreichen Webseite der Rohrmeisterei findet man u. a. unterschiedlichste Informationen zu Veranstaltungen, zur Gastronomie, zu geplanten Vorhaben und zu Unterstützungsformen für die Stiftung. Außerdem werden seit 2013 die Jahresberichte mit einer Fülle von Zahlen und Fakten veröffentlicht. Die örtliche Presse berichtet gerne und umfangreich über diesen einzigen Kultur- und Veranstaltungsort der Stadt Schwerte.
Die Bürgerstiftung ist Dienstleisterin und Moderatorin der unterschiedlichen Nutzer der Räume, bündelt ehrenamtliches Engagement und bietet ihm verschiedene Plattformen.
Zudem herrscht eine respektvolle, offene Kommunikation mit der Verwaltung. Es gibt klare Ansprechpersonen von/für beide Seiten (Initiative und Verwaltung).
Immer in Bewegung bleiben und neue Herausforderungen suchen, damit sich kein Rost ansetzt, ist die Devise der Rohrmeisterei. Die inzwischen 50 Mitarbeiter sind gut bezahlt, denn Kulturarbeit ist wertvolle Arbeit. Seit dem Bestehen konnten bisher 30 junge Menschen in der Rohrmeisterei ausgebildet werden. Damit ist die Stiftung auch zu einem wichtigen Arbeitgeber in der Region herangewachsen. „Die Kunst, den Mitarbeitern täglich ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, beschreibt Tobias Bäcker als eine der spannendsten Herausforderungen. Das Konzept funktioniert: „Mir hat die Rohrmeisterei gezeigt, dass mit Zusammenhalt, Ideen und einem starken Willen alles möglich sein kann. Und dass es sich lohnt, Menschen eine Chance zu geben“ (Roman Bachtin, ehemaliger Auszubildender in der Rohrmeisterei).
Der Umbau des denkmalgeschützten und defekten Industriegebäudes ist aus Mitteln der Städtebauförderung NRW mit dem Förderprogramm „Initiative ergreifen“ erfolgt. Auch das sehr erfolgreich, denn zum einen haben die Dortmunder Architekten Winkler (WP Winkler und Partner) und Lohse (Lindner Lohse Architekten) als Schwerter Bürger und Freunde des Projekts einen Teil der Planungsleistungen ehrenamtlich erbracht und zum anderen auch die Bauleitung begleitet. So konnte schneller und um 5 Prozent günstiger als geplant gebaut werden.
Neu entstanden sind 2003: die große Veranstaltungshalle, ein Foyer mit Seminarräumen, Räume für Künstler und Kulturvereinigungen und die kulturorientierte Gastronomie mit entsprechenden Nebenräumen.
Im Jahr 2010 wurden durch das Projekt Landschaftspark auch die Außenterrasse und das Gelände bis zur Ruhr entwickelt, ebenfalls mit Förderung des Landes.
Die neue „Goldküche“, die 2014 angebaut und im September 2015 eröffnet wurde, konnte die Stiftung allein aus Finanzierungshilfen bzw. Sachspenden verschiedenster Firmen, GLS-Bankkredit und Re-Investition des Stiftungskapitals ohne zusätzliche Liquiditätsbelastung stemmen.
Die Bürgerstiftung stellt ihre Räume für kulturschaffende und gemeinnützige Veranstalter aus Schwerte mietfrei zur Verfügung. Ergänzt mit stiftungseigenen Projekten sind das rund 150 Veranstaltungen im Jahr, in denen die gemeinnützigen kulturellen Stiftungszwecke verwirklicht werden.
Die Stiftung bietet Projekte mit Behinderten und Nicht-Behinderten Menschen und führt kulturell vielfältige Gruppen zusammen. Die Proberäume und die Bühne werden insgesamt von 15 verschiedenen Gruppen aus Schwerte genutzt. Die Bürgerstiftung Rohrmeisterei gibt anderen den Rahmen, damit diese sich entfalten können: verlässlich, gut bürgerlich, kreativ.
Als Arbeitgeber von 50 Mitarbeitern und bisher 30 Auszubildenden leistet die Rohrmeisterei einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Region.
Über die Erschließung und Gestaltung des Landschaftsparks, der zwischen dem Rohrmeistereiplateau und der Ruhr gelegen ist, konnte ein weiterer Ort für Veranstaltungen im Freien gewonnen werden, der darüber hinaus der Nachbarschaft als Ruhe- und Begegnungsort dient.
Durch das Engagement der Stiftung haben sich weitere Vereine auf dem Gelände angesiedelt. Die Bürgerstiftung engagiert sich wiederum auch für die Entwicklung in der Schwerter Innenstadt im Projekt „Rund um St. Viktor“.
Ein Stolperstein war die drohende Insolvenz in 2008, da die geforderten Vorleistungen für eine Gebäudefinanzierung zu hoch waren, zu viele Mittel in kulturelles Engagement gesteckt wurden, der gastronomische Betrieb nicht den erwarteten Umsatz brachte und vor allem, all dies zu spät erkannt wurde.
Die Lehre daraus: sofort gegensteuern, wenn eine negative Entwicklung absehbar ist. „Die Sorge muss zum täglichen Freund werden“ (Tobias Bäcker).
Gemeinnützige Stadtentwicklungsprojekte sind erklärungsbedürftiger als andere, daher gehen Banken – außer der GLS Bank – das Risiko der Finanzierung bisher nicht ein. Die Abhängigkeit von Banken steigert den Druck auf die Projekte.
Die Komplexität der Förderanträge hat seit 2001 enorm zugenommen und dementsprechend hat die Risikobereitschaft der Fördergeber abgenommen. Das zeigt auch ein neues Projekt, in dem sich die Stiftung engagiert – die Innenstadtentwicklung „Rund um St. Viktor“.