Wem gehört der Boden? – Wer nutzt und pflegt ihn? – Wie ist der Zugang geregelt?
wo lang? eröffnet einen Debatten- und Forschungsraum für junge Menschen, Expertinnen und Akteurinnen der Zivilgesellschaft an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft und arbeitet daran, Mittel und Wege für einen neuen Umgang mit Grund und Boden zu schaffen.
Durch die sich im letzten Jahrhundert verstärkende Tendenz, Boden als Ware und Spekulationsobjekt zu betrachten, gerät die Befriedigung unserer menschlichen Grundbedürfnisse zunehmend ins Ungleichgewicht. Tatsache bleibt, dass Boden die physische und endliche Grundlage ist, auf der wir leben – ohne Boden kein Wohnraum, ohne Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit keine Ernährungssouveränität.
Heute spricht vieles dafür, dass die aktuellen Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden zu einer steigenden Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft beitragen. Was braucht es also für eine Nutzung, die sich an den menschlichen Bedürfnissen und am Gemeinwohl orientiert?
Hierfür bietet der Bereich der Gemeingüter- bzw. der Commons-Forschung Anknüpfungspunkte und Begriffe, mit denen ein Weiterdenken ermöglicht und neue Umgangsformen entwickelt werden können. Im Mittelpunkt steht dabei weniger die Ressource Boden an sich, sondern vielmehr die Art und Weise Boden zu nutzen, zu pflegen, zu verwalten und zu produzieren. Interessant ist insbesondere die Betrachtung der entsprechenden Beziehungssysteme, also dem Zwischenraum von Mensch zu Mensch und Mensch zu Boden, der ständig im Entstehen und sich wandeln ist.
In diesem Zusammenhang interessieren uns u.a. folgende Fragen:
Wie kann das Eigentumsrecht so ausgestaltet sein, dass es die unternehmerische Initiativkraft fördert und zugleich am Wohl der Gemeinschaft ausgerichtet ist?
Was braucht es, damit wir Boden als Commons nutzen, pflegen und entwickeln können?
Welche Rolle spielen Gesetze und Regeln und wie werden sie definiert?
Welche Verhandlungs- und Abstimmungsformen werden benötigt, die insbesondere die Beziehungsqualität in Gemeinschaften fördern?
Inwiefern müssen wir unsere eigene Haltung zum Thema Grund und Boden kritisch hinterfragen?
Die von Studierenden in enger Zusammenarbeit mit Mitarbeiterinnen der Hochschule organisierte Konferenz wird sich diesen Themen mit geeigneten Formaten widmen und versucht bereits in der Konzeptionierung neue Wege zu gehen. Insbesondere die Kunst soll als integratives Mittel in die Konzeption und Durchführung mit einfließen. Kreative Methoden werden genutzt, um blinde Flecken zu berücksichtigen, Unsichtbares aufzudecken und kontinuierlich zu Perspektivwechseln anzuregen. Bewährte Denkschablonen zu reproduzieren und Bestätigung zu erzeugen kommt somit nicht in Frage, sondern vielmehr einen Raum zu schaffen der anregt, nicht zuletzt sich selbst und die eigenen Gedanken neu kennen zu lernen.
Aufbauend auf dieser Herangehensweise und in Bezug auf die ganzheitliche und interdisziplinäre Bildungs- und Forschungsausrichtung der Hochschule wird somit daran gearbeitet, die Auseinandersetzung mit der Frage der Commons auf wissenschaftlicher, persönlicher und zivilgesellschaftlicher Ebene zu fördern und konsequent mit „Best-Practice-Beispielen“ zu verbinden. Ziel ist, im Oktober mit dem Schwerpunkt „Boden“ einen Ausgangspunkt zu setzen und das Konferenzformat mit der angedeuteten Forschungsfrage der Commons langfristig an der Hochschule zu etablieren.
Aus dem Netzwerk mit dabei: Alanus Hochschule, Sabine Horlitz, Rolf Novy-Huy (Stiftung Trias)